Nachdem in den letzten Jahren zahlreiche Wochenend- sowie Mehrtagestouren von den „Mittwochsradlern“, der Radwandergruppe des RC Edelweiß 1914 Nieder-Wöllstadt absolviert wurden, entschloss man sich, in 2019 erstmals eine ganze Woche auf Tour zu gehen.
Am Samstag, dem 31.August 2019, brachen 6 Mitglieder der Radwander-Gruppe des RC Edelweiss Nieder-Wöllstadt auf, um in 7 Tagen den größten Teil des Bodensee – Königssee-Radweges zu bezwingen.
Zunächst ging es mit der Bahn von Nieder-Wöllstadt bis nach Nesselwang im Ostallgäu. Nach einer kleinen Erfrischung wurde es dann ernst. Bei angenehmen Temperaturen, immer mit Blick auf die Allgäuer Alpen, Zugspitze, Pfrontner Tal mit Beitenberg-Massiv, Hopfen am See, durch Wälder und Felder, vorbei an kleinen Dörfern, wurde, nachdem man die teils anspruchsvollen Steigungen des Allgäuer Hügellandes gemeistert hatte, Füssen erreicht.
Bei einem kleinen Stadtbummel verschaffte man sich einen Eindruck von diesem Ort, um dann zunächst bis Hohenschwangau zu fahren, von wo das Schloss Neuschwanstein in natura zu sehen ist. Weiter ging es dann nach Schwangau, wo übernachtet wurde.
Am Sonntag, der seinem Namen anfangs keine Ehre machte, regnete es beim Start. Also wasserdicht anziehen und los ging es Richtung Wieskirche. Die Anstiege gegenüber dem Vortag wurden spürbarer. An der Wieskirche erlebte die Gruppe die Eröffnung eines Gottesdienstes durch einige Böllerschützen.
Im Laufe des Tages wurde es trockener und wärmer, sodass die Fahrt mehr genossen werden konnte, zumal es im zweiten Teil überwiegend leicht bergab ging. Nach einer Mittagsrast zur Stärkung ging es weiter Richtung Tagesziel in Schlehdorf am Kochelsee.
Wie von unserem Guide angekündigt, begann es gegen 16.00 Uhr zu schütten. Das ließ sich allerdings von der überdachten Terrasse des Hotels sehr gelassen miterleben.
Am dritten Tag ging es von Schlehdorf über Bad Tölz bis Gmund am Tegernsee. Nur 48 Kilometer, die es aber in sich hatten. Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch zum Start war keine Besserung in Sicht. Bei einem Aufenthalt im Kloster Benediktbeuern sah man der Arbeit eines Künstlers zu, der Holzeinlegearbeiten durchführte. Weiter im Regen ging es bis nach Bad Tölz, Hier war dann Mittagspause angesagt mit Aufwärmen und Trocknen. Auch der Regen hörte jetzt auf.
Auf immer noch feuchtem Untergrund und teilweise unbefestigten, mit Geröll überzogenen Wegen ging es bis nach Marienstein. Hier und etwas später bot sich den Radlern ein recht schräges Bild der Straße. Um das Ende der Steigung zu sehen, musste man den Kopf schon ziemlich weit nach hinten neigen. 14 – 16 % Steigung. Da man diese Herausforderung mit dem Fahrrad und dem auf Satteltaschen oder Rucksack verteilten, bis zu 10 kg schweren, Gepäck zu bewältigen hatte, besann man sich dann doch gerne „fremder“ Hilfe und nahm die Unterstützung von Schusters Rappen freiwillig an. Selbst das erforderte einige Anstrengung.
Die letzte Schiebung dieses Tages gab es dann in Gmund am Tegernsee. Ähnlich steiler Anstieg der sehr verkehrsreichen Straße zum Hotel. Aus Sicherheitsgründen und um den Verkehr nicht unnötig zu behindern, entschloss man sich zur Benutzung des Bürgersteiges.
Der vierte Tag war ein Ruhetag. Bei dieser Gelegenheit erinnerte sich die Radwandergruppe an den zweiten Teil ihres Namens, sie wanderte zu Fuß einen kleinen Teil der Seeumgehung ab. Bei schönstem Sonnenschein und klarem Himmel ein reines Vergnügen. Schifffahrt auf dem Tegernsee, Rundgang durch Rottach-Egern, Bad Wiessee und den OrtTegernsee. Eis essen, Kaffee und Kuchen, und dazu noch ein leichter Sonnenbrand rundeten den Tag ab.
Am fünften Tag, wieder bei schönem Radfahrwetter, ging es erst zum Schliersee. Durch eine wunderbar ruhige und beeindruckende Landschaft verlief der Weg nach zahlreichen und teils anspruchsvollen Auf’s und Ab’s dann über eine lange Gefällestrecke abwärts in die Inn-Ebene bei Raubling. In Neubeuern, zu Fuß auf den 40 m über den Ort aufragenden Schlossberg, hatte man einen phantastischen Blick über das Tal und gleichzeitig das Gefühl, schon über der „Baumgrenze“ zu sein. In Rohrdorf, nach einem guten Abendessen im Freien, wurde übernachtet.
Tag sechs führte von Rohrdorf nach Aschau und Bernau am Fuße der Kampenwand und das südwestliche Ende des Chiemsees, dem See vorgelagerte Moore über Grassau, wo man eine längere Kaffee – Brotzeit einnahm, nach Bergen. Vor Siegsdorf liegt Bad Adelholzen mit seiner bekannten Quelle und der „Wasserwelt“, einem Besucherzentrum mit Ausstellung und Abfüll-anlagen in Betrieb, die natürlich auch besucht wurde und interessante Einblicke in die Abläufe eines solchen Großbetriebes ermöglichte. Eine Verkostung der diversen Getränke gehörte auch dazu. In Traunstein wurde ein Päuschen eingelegt, um sich für die nächsten knackigen Anstiege zu stärken. Es half nichts. Die „Schuhsohlen“ wurden immer mal wieder in Anspruch genommen, bevor es dann abwärts nach Teisendorf/Rückstetten, dem Zielort dieses Tages, ging.
Die siebte und letzte Etappe ging am Ramsaubach entlang ohne größere Steigungen am Höglwörther See vorbei in den Ruperti-Winkel nach Piding. Anschließend der Saalach folgend nach Bad Reichenhall. Hier wurde eine längere Pause eingelegt, um den Kurpark und die dortigen Salinen anzuschauen. Ein Café-Besuch mit leckerstem Kuchen krönte diese Auszeit.
Von Bad Reichenhall bis Berchtesgaden sind es zwar nur ca. 20 km, doch die Aufmunterung „bald geht es nur noch abwärts“ kam und kam nicht. Dafür ging es erst mal auf 706 m hoch mit bis zu 16 % Steigung. Also hieß es wieder „anspannen“. Oben angekommen ging es dann wirklich in schneller Fahrt abwärts Richtung Berchtesgaden und zum Hotel.
Drei Unentwegte fuhren dann per Rad zum Königssee, während die anderen den Bus nahmen. Die Gelegenheit, sich St. Bartholomä sowohl vom Schiff als auch an Land anzusehen, wurde genutzt und auch das berühmte Echo am Königssee war zu hören.
Dann große Aufregung. Die Rückfahrt per Bahn, für Sonntag geplant, schien zu scheitern, da die Bahn für das gesamte Wochenende ab Berchtesgaden wegen Baumfäll- und Aufräumarbeiten nicht fuhr, der Schienenersatzverkehr aber keine Räder mitnahm. Der Tüchtigkeit und Erfahrung unseres Guides war es zu verdanken, dass er eine Beförderung organisieren konnte, die alle rechtzeitig nach Bad Reichenhall brachte.
Der Samstag wurde trotz dieser vorhandenen Sorgen zu einem Erlebnis mit dem Besuch im Salzbergwerk. Von da wird die Sole nach Bad Reichenhall befördert, um dort zu dem bekannten Bad Reichenhaller Salz verarbeitet zu werden.
Am Sonntag früh ging es dann per Bus nach Bad Reichenhall, um von dort die Heimreise anzutreten.
Festzuhalten bleibt, dass außer einem Kettenriss keine Panne oder sonstiges Unglück passiert ist. Entgegen dem Trend fuhr die gesamte Gruppe ohne Motorunterstützung nur mit konventionellem Radantrieb und Einsatz der Beinmuskulatur. Ein Begleitfahrzeug gab es ebenfalls nicht. Die Gruppe hat auf ihrer Tour ca. 350 km zurückgelegt und dabei über 3.000 Höhenmeter bewältigt.
Fazit: Es war anstrengend und herausfordernd, gleichzeitig aber auch schön und beeindruckend. Man kann sich auf jeden Fall eine Wiederholung, wenn auch auf anderem Terrain, vorstellen.
P.S.
Geplant und geführt wurde die Tour von unserem Radwanderwart Franz Klöckl. Der Bericht wurde geschrieben von Christian Schneider und ergänzt von Klaus Schäfer und Franz Klöckl.
21. November 2019 at 17:45
Tolle Leistung
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